Der Unterschied zwischen der Positiven Verhaltensunterstützung und anderen Ansätzen besteht darin das die positive Verhaltensunterstützung, als Konzept, nicht nur am unerwünschten Verhalten arbeitet, sondern die zugrundeliegende Ursache sucht und mit dieser arbeitet. Es wird versucht eine werteorientierte an die individuelle Person angepasste Basis zu schaffen bei der die betroffene Person nicht übergangen, sondern als wichtiges Mitglied zur Hilfestellung angesehen wird. Bei der PVU wird nicht eine Anpassung an gesellschaftliche Normen durch Modifikation des Verhaltens angestrebt sondern versucht ein Leben mit Autismus als Ziel zu setzen.
Dieses Leben soll für die betroffene Person und sein nächstes Umfeld angenehm sein und die Lebensqualität nicht nur nicht einschränken, sondern erhöhen.
Leitprinzipien sind
Die Offenheit und Aktualität des Konzept wird auch als eine seiner größten Stärken angesehen, da sie aktuellen Entwicklungen und Diskussionen Rechnung trägt.
Herausforderndes Verhalten und die Arbeit damit
Man geht davon aus das 35%bis 94% der Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung zumindest eine Verhaltensauffälligkeit zeigen. Diese, doch sehr breite Spanne ergibt sich durch die unterschiedlichen Messmethoden beziehungsweise durch die unterschiedlichen Institutionen die die besagten Messungen durchführen. Diese haben teilweise nur ein sehr eingeschränktes Verständnis zu Grunde gelegt bekommen. Leider werden hier oftmals die internalisierenden Verhaltensformen (Ängste und Rückzug) im Vergleich zu den externalisierenden (Wutausbrüche und dergleichen) stark vernachlässigt. Doch beide sind in gleicher Weise schwerwiegend für die Person, die sie erlebt und dürfen deshalb keineswegs unterschätzt werden. Denn sowohl nach außen gerichtete, als auch nach innen gerichtete Formen können im schlimmsten Fall die Person stark schädigen. Diese grundlegende Tatsache darf nicht vernachlässigt werden. Die PVU sieht diese Verhaltensauffälligkeiten als ein Zeichen eines gestörten Verhältnisses zwischen dem Menschen und seiner unmittelbaren Umwelt an. Dieses Ungleichgewicht versucht die autistische Person mittels Verhaltensformen zu bewältigen, die von anderen Personen oftmals als auffällig oder problematisch wahrgenommen werden. Dies zeigt sich zum Beispiel im Versuch mittels aggressivem Verhalten einer Reizüberflutung Herr zu werden. Hierbei greift die PVU ein und versucht herauszufinden was das Verhalten ausgelöst hat und was uns die betroffene Person sagen möchte.
In meiner Fortbildung: Strategien für den Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen gehe ich vertieft auf das Thema ein zeige die Anwendung in der Praxis.
Die Entwicklung des momentan anerkannten Konzeptes die positive Verhaltensunterstützung entstand in den 1980er Jahren in der schulischen Arbeit mit intellektuell benachteiligten und autistischen Kindern.
Das Ziel dieses Konzeptes war einen gegensätzlichen Ansatz zur damals vorherrschenden Methode der negativen Verhaltensbeinflussung durch beispielsweise Bestrafung.
Lovaas, der ein Verfechter des negativen Verhaltensmanagements war, sah Schläge und Elektroschocks als bewährtes Mittel seiner Verhaltenstherapie um Wutanfälle und ähnliches zu bekämpfen und so autistische Kinder von ihrem, sich selbst stimulierenden Verhalten, zu befreien und diese weiters zur Kommunikation mit ihren Mitmenschen zu bewegen. Diese Vorgehensweise wurde aber von dem „positive behavior support“ aufs schärfste kritisiert und als menschenverachtend deklariert. Nach diesem Statement wurde nach humanen Alternativen gesucht. Lovaas selbst distanziert sich mittlerweile von seinen Theorien und spricht sich für nonaversive Techniken aus. Weiters in die positive Verhaltensunterstützung eingegangen sind Erfahrungen der Enthospitalisierung Deutschlands aus den 1980er Jahren. Dies betrifft einen ganz neuen Ansatz im pädagogischen Umgang mit verhaltensauffälligen Menschen sowie Menschen mit komplexer Behinderung und Autismus, der auf der Berücksichtigung eines lebensweltbezogenen und stärkenorientierten Ansatzes beruht. Hierbei werden auch Neuerungen berücksichtigt, die ihr Augenmerk verstärkt auf die großflächige Hilfe richtet und nicht nur auf die Einzelhilfe.
Dieses Thema finde ich persönlich besonders wichtig, da die Zeiten der „gesunden Ohrfeige“ und der generellen negativen Verhaltensunterstützung lange vorbei sind bzw. sein sollte und es wichtig ist das wir einen gemeinsamen Schritt in die richtige Richtung machen.