Wenn man das Wort Barrierefreiheit hört denkt man zu allererst vermutlich an Rollstuhlrampen und Behindertenparkplätzeund nur selten an Barrierefreiheit und Autismus. Leider wird im Bereich der Barrierefreiheit nur allzu darauf vergessen, dass auch autistische Menschen ein Anrecht auf eine barrierefreie Umgebung haben.
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Denn mit gewissen Hilfsmitteln könnte man die Hürden, mit denen sich Menschen mit Autismus auseinandersetzen müssen stark reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen teils massiv erhöhen.
Zur reinen Begriffserklärung will gesagt sein, dass Barrierefreiheit die Gestaltung von baulicher Umwelt in einer Weise meint, die es Menschen verschiedenster Bedürfnisse ermöglicht diese in gleicher Weise zu nutzen wie dies Menschen ohne selbige Bedürfnisse möglich ist.
Alleine im Bereich der Wahrnehmung haben autistische Menschen zumeist stark zu kämpfen. Dieser Umstand kann sehr leicht abgeschafft werden. Man kann in Behörden beispielsweise Ohrenstöpsel zur Verfügung stellen, dämpfende Teppiche auslegen oder zu stark piepsende Gerätschaften aus den Kundenbereichen entfernen. Dies allein würde den Stress der durch akustische Reize vermittelt wird stark einschränken. Weiters könnte man, um der Reizüberflutung, wie sie gerade in Behörden eine reelle Bedrohung darstellen, entgegenzuwirken, auch diverse andere „Kleinigkeiten“ verändern die doch einen großen Einfluss haben können. So sind beschriftete Hinweistafeln aus Kaufhäusern oder die farbigen Bodenmarkierungen mancher Krankenhäuser eine große Erleichterung für autistische Menschen. So könnten auch in Eingangsbereichen von Gebäuden mit vielen optischen Reizen Sonnenbrillen bereitliegen die sich betroffene Menschen nehmen können. Auch eine Möglichkeit, die allerdings mit baulichen Veränderungen einhergeht, wäre es einen großen Raum in mehrere kleine Aufzuteilen um so die Reize weiter zu vermindern. Auch könnte man auf stark riechende Reinigungsmittel verzichten oder einen unverfänglichen Duft wählen.
Gerade in Behörden wäre es wichtig geschultes Personal einzustellen. Dieses könnte bei Personen mit einem Bedürfnis nach einem strikten Ablauf, vorher festgelegte Termine bieten, die nach Möglichkeit genug Platz zwischen den einzelnen Terminen lassen, um Verzögerungen des Beginns des Termins, durch beispielweise eine Verzögerung des vorigen Termins, zu vermeiden. Selbiges Personal könnte im Kontakt mit autistischen Menschen auch kommunikativ geschult sein. Denn auch hierbei ist Aufmerksamkeit für das Gegenüber das Gebot der Stunde. Allein im Gespräch sind viele Dinge wie zum Beispiel die richtige Sprachwahl zu beachten. Diese sollte einfach und unmissverständlich ausfallen. Auch ist auf die passende Verwendung von Gestik und eine mögliche Erklärung dieser zu achten, sollte diese nicht verstanden werden. Auch muss bei längeren Terminen eine Rückzugsmöglichkeit geboten werden. Am einfachsten wäre jedoch der Ausbau der Onlinefunktionen. Dies sowohl im privaten bei Einkäufen und dergleichen, als auch im behördlichen. Zugangscodes per Post und die Möglichkeit Formulare über selbige Online auszufüllen wären eine einfache und sehr hilfreiche Lösung.
Auch die Arbeit nimmt einen großen Platz im Leben ein und sollte nach Möglichkeit barrierefreie Optionen anbieten. Denn obgleich diese Erkenntnis noch jung ist, ist dennoch erkannt worden das autistische Menschen einen wertvollen Beitrag leisten können. Damit dies jedoch möglich ist, sind auch im Berufsfeld gewisse Vorkehrungen zu treffen die zusätzlich zu den zuvor erwähnten zu beachten sind. Zunächst ist es wichtig eine gewisse Struktur im Arbeitsbereich zu haben. Dies betrifft unter anderem die Abgabefristen für Aufgaben. Diese sollten klar formuliert sein damit es nicht zu Problemen kommt. Auch sollte in der Einarbeitungsphase die Möglichkeit von Mitschriften gegeben sein damit diese in Ruhe nochmals durchgegangen werden können. Auch im Arbeitsalltag sind Rückzugsmöglichkeiten eine wichtige Maßnahme. Eine generelle reizarme Umgebung ist wichtig um den Arbeitsprozess zu erleichtern. Ein geschulter Ansprechpartner für die autistischen Mitarbeiter ist wichtig, allein schon um bei Problemen oder Mobbing vermitteln zu können. Zudem ist es wichtig den Betriebsmediziner, falls vorhanden, entsprechend zu informieren. Mit diesen vergleichsweise einfachen Anpassungen wären die Probleme mit denen autistische Menschen im Berufsleben zu kämpfen haben zumindest erleichtert.
Nicht nur Erwachsene brauchen Barrierefreiheit. Auch autistische Kinder haben eine große Hürde zu bewältigen, die Schule. Die Redewendung, der zufolge die Schule die schönste Zeit des Lebens ist, ist bei autistischen Kindern gleich doppelt unwahr.
Nicht nur das sie den „normalen“ Schulstress haben, sie müssen auch mit den autistischen Besonderheiten kämpfen.
Um dies zu erleichtern sind aber geschulte Lehrpersonen vonnöten die es leider nicht überall gibt. Der neue Studiengang „inklusive Pädagogik“ der ein Fach im Lehramtsstudium ersetzt, könnte eine dahingehende Verbesserung bedeuten. Doch auch damit muss immer noch auf die speziellen Bedürfnisse Rücksicht genommen werden. Diese schließen eine Änderung der bisher bekannten schulischen Norm mit ein. Es sollte autistischen Schülern die Möglichkeit gegeben werden die Pausen im Schulgebäude zu verbringen. Auch hier ist das lernen in einem reizarmen Raum eine wichtige Hilfe, die in vielen neuen Mittelschulen mit einem angrenzenden Raum für 4-6 Schüler gegeben wird. Den autistischen Schülern sollte eine feste Ansprechperson für Fragen zur Verfügung stehen. Das Lehrpersonal sollte dahingehend angehalten werden gewisse alte Verhaltensweisen abzulegen die für den autistischen Schüler eine enorme Belastung darstellen, Stichwort Sitzplatzrotation. Auch in der Aufgabenstellung sollte das Lehrpersonal versuchen das spezielle Interessengebiet zu nutzen und vielleicht erlauben, dass die Objektbeschreibung mehr umfasst als nur Schulartikel. Ein wichtiger Punkt ist auch die behutsame Heranführung an die Gruppenarbeit. Diese ist eine gern verwendete Unterrichtsmethode die jedoch bei autistischen Schülern mit Vorsicht angewendet werden sollte um Probleme zu vermeiden. Einer der wichtigsten, jedoch leider meist übersehenen Punkte sollte der aktive Austausch mit den Eltern sein, diese sind zumeist besser im Bilde darüber was ihr Kind benötigt, als die Lehrpersonen.
Im Grunde ist es nicht schwer eine barrierefreie Umgebung zu schaffen da viele Hilfsmittel nicht teuer und aufwändig in der Anschaffung sind. Es mangelt nur leider zu oft am nötigen Wissen darum wie leicht geholfen werden kann.